Placebos auch ohne Täuschung wirksam

Die Meinung, dass Scheinmedikamente nur wirken, weil der Patient an den Heilungserfolg glaubt, wurde von einer britischen Studie widerlegt.

Einer britischen Studie zufolge tritt der sogenannte Placebo-Effekt selbst dann ein, wenn die Patientenwissen, dass sie nur ein Scheinmedikament erhalten. Eine entsprechende Untersuchung stellte der Wissenschaftler Irving Kirsch von der britischen Universität Hull am Freitag im kanadischen Montréal vor.

Demnach untersuchte Kirsch 80 Frauen mit Darmproblemen. Die Testpersonen mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren litten unter Durchfall oder Verstopfung. Die Patientinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt über 21 Tage hinweg Medikamente, die offen als Präparate ohne medizinische Wirkung bezeichnet wurden. Die andere Gruppe erhielt keine Medikamente, wurde aber genauso medizinisch überwacht.

Bei den Patientinnen, die die Placebos erhielten, sanken die Beschwerden um 30 Prozent, bei der anderen Gruppe nur um 15 Prozent. Der Wissenschaftler sieht dies als Anreiz, mit den Patienten ehrlicher umzugehen. Kirsch stellte seine Studie bei einem Kolloquium über Ethik in Montréal vor.